21.4.2024, 18:00 Uhr,

Path Widens (Kurzfilmprogramm): Sherko Abbas, Einar Henriksen, Clara Jost, Shambhavi Kaul, Rose Lowder, Leyla Yenirce

, Kunsthalle Münster

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Silence Along the River (Still), Irak, 2021, Sherko Abbas, 7:02 Min.

Die Wege werden weit. Erde, Sand, Felsen und Geröll, Beton und Asphalt. Immer gehen wir anders. – Innerhalb einer Stunde finden sechs experimentelle Filme zueinander, in denen sich verschiedene Beziehungen zum Land und Boden entfalten. Über Flüsse und Seen, an Wasserfällen und Springbrunnen. Manchmal breitet sich Stille aus. Dann doch ein Geräusch, ein Krach, eine Melodie.

In Resonanz zu Leyla Yenirces Soundinstallation Ich krieg Geschwindigkeit (2023) hat Theresa George, die kulturanthropologische Fragestellungen und Themen mithilfe von Film untersucht, ein Filmprogramm internationaler Kurzfilme kuratiert, auf deren Pfaden sich unser aktives ökologisch und politisches Verhältnis zum Land, auf dem wir gehen und leben offenbart. George unterrichtet Visuelle Anthropologie, entwickelt Filme, Videokunst und Performances u.a. mit Leyla Yenirce, Azin Feizabadi, Helena Wittmann und Luise Donschen. Außerdem programmiert sie für das Kurzfilm Festival Hamburg (seit 2016) und das Kasseler Dokfest (seit 2021).

Turbulence, Frankreich, 2015, Rose Lowder, 7:18 Min.
Turbulence wurde in der mittelalterlichen Stadt Alet les Bains im französischen Departement Aude gedreht. Im warmen und angenehmen Klima der friedlichen Stadt, die für ihre Thermalbäder bekannt ist, kann man im Fluss Aude einen kleinen Wasserfall sehen. Bilder davon ebenso wie der Filmtitel verweisen auf den heutigen Zustand der Welt.

Rose Lowder (geb. 1941, Peru) lebt und arbeitet in Avignon. Lowder studierte bildende Kunst in Peru und setzte ihre Ausbildung in London an der Regent Street Polytechnic und der Chelsea School of Art fort. Zwischen 1964 und 1972 arbeitete sie in London als Cutterin in der Filmindustrie. Ihre eigene Praxis als Experimentalfilmerin entwickelte sich Ende der 1970er Jahre, in denen sie begann sich auf visuelle Wahrnehmungen zu konzentrieren. Heute wird das Werk von Rose Lowder vom Experimentalfilmverleih Light Cone vertrieben und wurde weltweit gezeigt, zuletzt in Frankreich in Gruppenausstellungen in der Villa Vassilieff (2017) und der FRAC Normandie Rouen (2019). Ihre erste Serie von Bouquets (1994–1995), jeder Film ist eine Minute lang, befindet sich heute in der Sammlung des Centre Pompidou.

Meine Liebe, Portugal, 2020, Clara Jost, 6 Min.
Eine Hommage an eine Tomatenpflanze, die nur eine Tomate hervorgebracht hat.

Clara Jost (geb. 1997 in Lissabon, Portugal) studierte Film und Regie an der Escola Superior de Teatro e Cinema (Lissabon) und hat einen Master-Abschluss in Audiovisueller Kunst von der KASK (Gent, Belgien), die sie als Stipendiatin der Calouste-Gulbenkian-Stiftung besuchte. Sie ist Autorin mehrerer Kurzfilme und arbeitet auch als Cutterin, u. a. mit Teresa Villaverde, Tomás Paula Marques, Salomón Pérez und João Onofre zusammen. Im Jahr 2020 gewann ihr Film Meine Liebe den nationalen Kurzfilmwettbewerb von IndieLisboa und wurde in Ländern wie Frankreich, Kanada, Italien, Spanien, Schottland, Mexiko und Argentinien gezeigt. Indem sie ihr Denken näher an die bildenden Künste heranführte, schrieb sie 2022 die Dissertation Au hasard, cinema: thoughts on the location of cinema in space and time, in der sie über die (Un-)Berührungspunkte zwischen Videokunst und Kino reflektierte. Derzeit arbeitet sie an ihrer ersten installativen Arbeit.

Slow Shift, Indien/USA, 2023, Shambhavi Kaul, 9 Min.
Der Film wurde in Hampi, Indien, in den Überresten einer Stadt aus dem 14. Jahrhundert gedreht, die zum Weltkulturerbe im Bundesstaat Karnataka gehört. Die Stadt, die mit antiken Ruinen und massiven Felsbrocken übersät ist, von denen einige zu den ältesten der Welt gehören, ist auch als mythisches Affenreich überliefert. Gegenwärtig wird die Stätte von Languren bevölkert, einer auf dem Subkontinent beheimateten Gattung von "Altwelt-Affen". Die Tiere beobachten, wie sich ihre Welt um sie herum verändert. Sie sind in SLOW SHIFT mit Menschen, Musik und Felsen in einen Dialog verwickelt.

Shambhavi Kaul (geb. 1973 in Jodhpur, Indien) ist eine experimentelle Filmemacherin, die in ihren Projekten über die Möglichkeiten des filmischen Erzählens zur Erschaffung von Welten spekuliert. Ihre Filme machen zeitliche und räumliche Grenzen durchlässig, indem sie den filmischen Raum neu ordnen und historische, mythische, geologische, ökologische und kulturelle Zeitskalen überlagern. Das Publikum reflektiert schließlich seine eigene Zeit und seinen eigenen Raum in Bezug auf Überleben, Umwelt und diese filmischen Welten. Ihre Arbeiten wurden weltweit auf Filmfestivals wie den Internationalen Filmfestivals in Toronto, Rotterdam und Edinburgh, den Filmfestivals in New York und London, den Oberhausener Kutrzfilmtagen und der Experimenta in Bangalore gezeigt. Ihre Arbeiten wurden in Museen wie dem Museum of Modern Art in New York und der Tate in London gezeigt. Sie hatte zwei Einzelausstellungen in der Galerie Jhaveri Contemporary in Mumbai. Sie wurde in Jodhpur, Indien, geboren und lebt in den Vereinigten Staaten, wo sie als Professorin an der Duke University tätig ist.

Path Narrows, USA/Deutschland, Leyla Yenirce, 6 Min.
Auf dem Rückweg goss es in Strömen und es war warm. Ich ging durch den Regen. Die Straßen waren fast leer, meine Füße nass vom Wasser. Leicht angewidert von dem Dreck, der sich in die Suppe mischte, durch die meine Schuhe schwammen, sahen die Lichter so schön aus und die Gebäude waren so hoch und es gab so viele Menschen, die ich nicht kannte.“ (Leyla Yenirce)

Leyla Yenirce (geb. 1992 in Qubine, Kurdistan) hat Kultur der Metropole an der HafenCity Universität Hamburg studiert. Anschließend setzte sie ihr Studium in Bildender Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg fort. Ihre Videoarbeiten, Installationen und Performances setzen sich mit vielschichtigen Aspekten und Themen wie kulturellen und medialen Dominanzstrukturen auseinander. Dabei entstehen oft filmisch-inszenatorische Werke anhand von Found Footage, die politisch und kritisch geladen sind. Ein zentraler Aspekt ihrer Arbeiten ist der bewusste Einsatz von Sound. Im Jahr 2020 wurde Yenirce mit dem Karl H. Ditze Preis ausgezeichnet. 2021 erhielt sie den Bundespreis für Kunststudierende, 2021 erhielt sie den Playground Art Prize. Sie ist Stipendiatin des Begabtenförderungswerkes der Heinrich-Böll-Stiftung. Yenirces Werke wurden in ausgewählten Gruppenausstellungen in der Bundeskunsthalle Bonn (2021/2022), beim kurdischen Filmfestival Berlin (2020), im Kunstverein Hamburg (2020) sowie im Kunstverein Harburger Bahnhof, Hamburg (2019) gezeigt. Im Herbst 2022 zeigte das Kunsthaus Hamburg ihre Arbeiten in ihrer ersten Einzelausstellung mit dem Titel SO MUCH ENERGY.

Skoglandskap, Norwegen, 2023, Einar Henriksen, 19:26 Min.
Skoglandskap ist ein meditativer Landschaftsfilm, inspiriert von den Wäldern aus der Kindheit des Filmemachers, die inzwischen abgeholzt wurden. Er erforscht die Vergänglichkeit von Landschaften, die Beziehung zwischen Ort und Erinnerung und sehnt sich nach einem Wandel der menschlichen Wahrnehmung von Natur.

Einar Henriksen (geb. 1995) ist ein autodidaktischer Filmemacher aus Trondheim, Norwegen. Sein Interesse gilt dem langsamen Kino und dem Landschaftsfilm. Skoglandskap ist sein Kurzfilmdebüt.

Silence Along the River, Irak, 2021, Sherko Abbas, 7:02 Min.
Das Filmmaterial für Silence Along the River entstammt einem Archiv, das der Vater des Filmemachers Abbas Abdulrazaq, ein ehemaliger kurdischer Kämpfer und Kameramann, angelegt hat. Im Jahr 1985 dokumentierte er eine Gruppe von Peshmarga während eines Angriffs auf ein Armeelager im Nordirak. Um das von der irakischen Armee kontrollierte Gebiet zu durchqueren, überquerte die Gruppe den Sirwan-Fluss mit einem kleinen Floß. Trotz aller Risiken, die sie auf sich genommen haben, kam es letztlich nicht zum Kampf. Und so filmte Abbas Abdulrazaq sie, als sie ein Lied sangen.

Sherko Abbas (geb. 1987, Iran) ist ein kurdisch-irakischer Künstler und Filmemacher. Abbas studierte Bildende Kunst in Sulaymaniyah, Irak, und erwarb 2015 einen Master of Fine Arts am Goldsmiths College, University of London. In seiner Arbeit erforscht er das akustische und visuelle Gedächtnis, wobei der Schwerpunkt auf dem modernen Gedächtnis liegt, das sich auf aufgezeichnete Materialien stützt. Außerdem interessiert sich Abbas für die aktuelle geopolitische Lage im Irak. Abbas' Arbeiten wurden international ausgestellt und vorgeführt, unter anderem bei: Open City Documentary film festival, Close-up Cinema (2022), IIFF 2021 Independent Iraqi Film Festival (2021), Towner International (2020), May Flames Pave the Way for You, Arsenal gallery (2020), Theater of Operations, MoMA PS1, New York (2019), Archaic, der Irakische Pavillon auf der 57. Biennale von Venedig (2017).

Im Rahmen der Ausstellung

Path Widens: Leyla Yenirce mit Sherko Abbas, Einar Henriksen, Clara Jost, Shambhavi Kaul, Rose Lowder, Hengameh Yaghoobifarah

, Kunsthalle Münster → Ausstellung
Weitere Veranstaltungen:

5.4.2024, 19:30 Uhr,

Path Widens (Kurzfilmprogramm): Sherko Abbas, Einar Henriksen, Clara Jost, Shambhavi Kaul, Rose Lowder, Leyla Yenirce mit einer Einführung von Theresa George

, Kunsthalle Münster

5.4.2024, 18:00 Uhr,

Lesung von Hengameh Yaghoobifarah

, Kunsthalle Münster

6.4.2024, 19:30 Uhr,

Leyla Yenirce: Path Widens (Performance)

, Kunsthalle Münster

11.4.2024, 18:00 Uhr,

Path Widens (Kurzfilmprogramm): Sherko Abbas, Einar Henriksen, Clara Jost, Shambhavi Kaul, Rose Lowder, Leyla Yenirce

, Kunsthalle Münster