Building Moments, Perspectives, and Encounters. A Ceremonial of Attention

, 2022

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Building Moments, Perspectives, and Encounters. A Ceremonial of Attention

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Building Moments, Perspectives, and Encounters. A Ceremonial of Attention dokumentiert und erweitert die beiden von Hanns Lennart Wiesner konzipierten Ausstellungen Im Garten der Blicke – Ein Dialog zwischen Körper und Sammlung im Kunsthaus NRW Kornelimünster in Aachen und 250.000 Paintings im Marta Herford. Die Publikation erscheint im Kontext des Stipendienprogramms Residence NRW⁺, das seit 2020 der Kunsthalle Münster angegliedert ist.

Sowohl 250.000 Paintings als auch Im Garten der Blicke – Ein Dialog zwischen Körper und Sammlung adressieren Fragen der Permeabilität von Kunstinstitutionen wie Museen und Sammlungen. Diese erschaffen durch meist unsichtbare Strukturen Grenzziehungen zwischen dem Innen und dem Außen und sind damit Teil eines ideologischen Projekts. Die Elemente, welche einen Weg in die Institution finden, definieren gleichzeitig auch jene, welche exkludiert bleiben. Diese in den Institutionen enthaltene Dialektik des Innen und Außen materialisiert sich bei Im Garten der Blicke – Ein Dialog zwischen Körper und Sammlung in Form der Szenografie, welche eine physische, jedoch zum Teil durchlässige Grenze produziert und bei 250.000 Paintings in Form der Projektion einer Sammlung von aus der Institution ausgeschlossenen Artefakten auf die äußere Gebäudehülle, welche ausschließlich von der Perspektive des Außen sichtbar sind.

Welche Rolle spielen bei der Präsentation von Kunst die menschlichen Körper des Publikums und welche Synergien treten auf, wenn Sammlungswerke in einen Dialog mit zeitgenössischen Arbeiten verschiedener künstlerischer Disziplinen gebracht werden? Wie kann eine Kunstsammlung nicht nur historisierend betrachtet werden, sondern auch hinsichtlich der heutigen Relevanz ihrer einzelnen Werke? Wie beeinflussen die räumlichen Bedingungen, Ablauf und die Dramaturgie der Kunstrezeption die Affekte des Publikums? Zu einer Zeit, in welcher der menschliche Körper des Anderen potentiell als Gefahr wahrgenommen wird und der Eigene sich teilweise in Isolation befindet, ist es umso wichtiger, unsere Körper nicht bloß als funktionale Hülle, sondern als ein Portal zur Welt zu begreifen. Die Präsenz des menschlichen Körpers ist nicht nur ein epidemiologisches Risiko, sondern auch ein politischer Akt und befördert zudem auch eine Wahrnehmung von Kunst, welche nicht ausschließlich visuell oder auditiv stattfindet.