11.9. – 15.11.2009,

Plattform Junge Kunst: over and out. Strategien des Be- und Umnutzens sowie Ent- und Bewertens von Dingen und Zusammenhängen. Lars Breuer, Angela Fette, Sebastian Freytag, Marcel Hiller, Guido Münch, Sebastian Walther

, Ehemaliges Verwaltungsgebäude Herwarthstraße 8

Künstlerische Praxis heißt Suchen. Vorangelegte Strategiepläne existieren meist nur als Kentaur im Nebel, ein ständiger Prozess des Forschens nach Benutzbarem, Möglichkeiten, Material und Orten ist Künstler*innen genauso präsent wie die Frage danach, wie das eigene Tun im Kunstsystem zu verorten ist. Ausstellen heißt für Künstler*innen, ein kurzes Gastspiel, Vorbereitung, Requisiten, Theater. Ein allgegenwärtiges Präparieren ohne Trennung zwischen hinter und vor der Bühne. Startet die Aufführung, ist das Stück eigentlich schon vorbei und die Akteur*innen weiter gezogen.

Künstlerisches Handeln heißt Miteinbezug des Gegebenen, des nur für diesen kurzen Augenblick Gegebenen. Selbstorganisation und Suche nach unkonventionellen Rahmen sind Charakteristika eines Off-Spaces, ein Begriff, der gerade in aller Munde zu sein scheint und eigentlich aus dem Theaterwesen stammt. Was ist dagegen heute On-Space? Ist „Off“ zeitgemäß? Ist „On“ gleich etabliert und konventionell? Ist „Off“ schick? Fest steht, dass neben dem Bedürfnis nach unkonventionellen Ausstellungsrahmen ein besonderer Umgang mit einem „recycleten“ Raum stattfindet. Meist bildet die Basis – die Plattform – eine Brachfläche, ein ehemaliges Ladenlokal, Verwaltungs- oder Industriegebäude, das seine Funktion verloren hat. Es steht dann leer, verwahrlost, existiert nur noch als Zeuge einer vergangenen Emsigkeit und wird damit krudes Wahrzeichen einer – meist industriellen – Kultur. Zwei dieser Leerstellen werden in dieser Ausstellung von Künstler*innen gefiltert. Doch sie werden nicht einfach als vorhandener Raum benutzt, sondern umgenutzt, mitgenutzt, ihre Geschichte und besondere Funktion, ihr Wesen ist nicht bruchlos zu entkontextualisieren.

Die Ausstellung over and out findet an zwei Orten statt. Beide Örtlichkeiten sind vorgefundene, miteinbezogene, reanimierte, umgedeutete, neue Ausstellungsstätten. An beiden Orten geht es um Räume, um Assoziationen der Funktion, Assoziationen des Gewesenen an diesem jeweiligen Ort. Architektonischer Raum und Gedankengebäude sind hier Bühne für eine Aufführung, die auf Improvisation, das unmittelbare Arbeiten der Künstler*innen vor Ort setzt.

Kurator: Christoph Platz

Die Ausstellung wird vom Kulturamt der Stadt Münster gefördert, von den Stadtwerken Münster GmbH und von Condor Gerüstbau Brück GmbH unterstützt.

Das Programm der AZKM wird vom Freundeskreis der AZKM unterstützt.