27.6. – 30.6.2024,

Paul Spengemann: spin jump crawl climb dream bite hunt

, Sporthalle Berg Fidel

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Paul Spengemann, spin jump crawl climb dream bite hunt, 2024, Laserprojektion

Credit

Paul Spengemann erschafft Wesen, lässt sie Geschichten erzählen. Für spin jump crwal climb dream bite hunt hat er einen Charakter kreiert, der für die Festivaltage in die Sporthalle Berg Fidel einzieht. Sind es normalerweise Spiele der Basketball- oder Volleyball-Bundesliga sowie andere Großveranstaltungen, die dort mit viel Getöse tausende Besucher:innen locken, lädt nun ein Netze spinnendes Wesen ein, es außerhalb der Saison in der riesigen Halle zu besuchen.

Für seine Lasershow erweckt Spengemann einfache Linienkonstellationen zum Leben, wobei er unseren Blick auf das oftmals Übersehene lenkt, auf das zu oft Überhörte verweist. Mit dem scharf gebündelten Licht des Lasers gibt er die kognitiven und emotionalen Erfahrungen eines nicht-menschlichen Wesens wieder. Dabei verschwimmen die Grenzen des Daseins, denn das Wesen spinnt, springt, krabbelt, klettert, beißt und jagt nicht nur, sondern es verfällt auch ins Träumen, offenbart Ängste und Sehnsüchte.

Wie aus einer anderen Welt kommend, wirkt das von Spengemann geschaffene Wesen im Umfeld der Sporthalle verloren. Es gibt so viel Platz, um Netze zu spinnen, doch wie viel Spaß macht es, wenn man nur für sich ist. Der Raum so groß, so leer, es selbst so klein und dabei ganz allein, verheddert es sich im Nachdenken. Es werden Netze gesponnen, immer wieder neue Formen – Kreaturen, die versuchen zu laufen, zu schlafen, zu denken, zu lächeln.

Gerade noch ein scharfes Bild, fallen die gesponnenen, wabernden Gebilde aus Licht im nächsten Moment ihrer Fragilität zum Opfer. Alles nur ein Traum? Oder soll hier doch etwas gefangen werden? Auch wenn die Figuren etwas unbeholfen wirken, so bleibt beim Gedanken an das Netz als Gebilde, das auf seine Beute wartet, die sich verfängt und kleben bleibt, auch ein Gefühl des Unbehagens zurück. Das Wesen, das hier nur manchmal zum Vorschein kommt, versucht, sich eine Welt zu bauen – eine Welt aus instabilen Verknüpfungen, in denen sich eine Sehnsucht nach Gemeinschaft offenbart ebenso wie ein Gefühl des Fremdseins an einem Ort, an dem merkwürdige Spielregeln herrschen.

Paul Spengemann (geb. 1987) studierte Film und Bildende Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und am Goldsmiths College, University of London. 2016/17 wurde er mit dem Bundespreis für Kunststudierende, dem Art Cologne Award for New Positions sowie 2018 mit dem Columbus Förderpreis der Deutschen Kunstvereine ausgezeichnet. Im Mittelpunkt seines Schaffens steht die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Bildgebungsverfahren, insbesondere im Bereich des Bewegtbildes. Akribisch studiert er nicht nur ihre technischen Möglichkeiten, sondern auch, wie sie die Welt nachzeichnen oder visuelle Realitäten schaffen können. Dabei nutzt er das Virtuelle in seinem Werk oft als Mittel für Sichtbarkeit und Teilhabe, in dem Sinne, dass sich eine Lasershow auf ein Haus im öffentlichen Raum legt, ein Schatten eines Drachens in einer verlassenen Ladenfläche einnistet oder der Videoanruf aus der Hosentasche scheinbar versehentlich das Museum erreicht. Seine Arbeiten wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen und auf Filmfestivals gezeigt, darunter: LOOP Barcelona, São Paulo International Film Festival, Goethe-Institut Mexico City, Wiener Art Foundation, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Dortmunder Kunstverein, Hamburger Kunsthalle und 66th Berlinale Berlin. 2024 ist Spengemann Stipendiat der Casa Baldi Deutsche Akademie Rom Villa Massimo.

Kuratorin: Merle Radtke

Eine Veranstaltung im Rahmen des Internationalen Festivals für Tanz, Theater, Performance und Film FLURSTÜCKE 2024.

Ein Projekt von:

Die Ausstellung wird gefördert durch:

Das Programm der Kunsthalle Münster wird unterstützt vom Freundeskreis der Kunsthalle Münster.