15.12.2018 – 10.3.2019,

Mary Beth Edelson: Nobody Messes with Her

, Kunsthalle Münster

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Mary Beth Edelson, Woman Rising / With Spirit Series, Blazing Red Shell, 1975, Öl, Tinte und Collage auf Silbergelatineabzug, 25,4 x 20,3 cm

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Mary Beth Edelson ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der feministischen Kunst seit den 1970er Jahren. In ihrer Karriere hat die amerikanische Künstlerin eine fortlaufende Erforschung der weiblichen Identität betrieben. In der ersten Einzelausstellung Edelsons in einer deutschen Institution zeigt die Kunsthalle Münster Poster, Collagen, Fotografien, Zeichnungen und Chiffon-Installationen aus knapp fünf Jahrzehnten des Schaffens der wegweisenden Künstlerin. Indem Edelson in ihren Werken ein eigenständiges weibliches Subjekt präsentiert, das sich nicht über die Beziehung zum Mann definiert, bricht sie mit der vorherrschenden Wirklichkeit. Sie zeigt die Frau nicht als das andere, relative Objekt, schafft stattdessen Bilder einer genuin weiblichen Repräsentation und entwickelt eine eigene feministische Ästhetik.

Vor dem Hintergrund von Bürgerrechts- und Frauenbewegung wurden Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre die Anliegen von Frauen vermehrt öffentlich diskutiert. Eine allgemeine Kritik am Establishment und an den überkommenen Werten gab einer ganzen Generation das Gefühl, die vorherrschenden gesellschaftlichen Normen ändern zu können. Innerhalb kürzester Zeit begannen Frauen, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen, schlossen sich zu Gruppen zusammen, versammelten sich zu Aktionen, hielten Demonstrationen ab. Mit Mut und neuem Selbstbewusstsein gelang es zu dieser Zeit auch Künstlerinnen erstmals in der Geschichte, kollektiv einen Platz in der bildenden Kunst zu behaupten, unter ihnen auch Mary Beth Edelson.

Humorvoll und ironisch, subtil und provozierend dekonstruiert sie in ihren Malereien, Collagen und Performances die traditionelle Ikonografie des Weiblichen, befragt gesellschaftliche Konstruktionen von Weiblichkeit und fordert hegemoniale patriarchalische Werte heraus. Immer wieder greift sie dabei verschiedene kulturgeschichtlich relevante Frauenfiguren auf, wobei jede ein ganzes Konzept verkörpert, die alttestamentarische Judith und neutestamentarische Salome ebenso wie Wonder Woman, die antike Figur der Baubo oder Pop-Ikonen wie Grace Jones oder die Schauspielerin Gena Rowlands.

Edelsons Bestrebungen, die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu verändern, zeigen sich jedoch nicht nur in ihrer Kunst, sondern auch in ihrem Engagement in Kollektiven wie Heresies, Chrysalis und WAC (Women's Action Coalition) oder ihre Ausstellungen in der 1972 gegründeten A.I.R. Gallery, der ersten von Künstlerinnen geführten Galerie New Yorks, die in ihrem Programm ausschließlich Künstlerinnen zeigte und damit eine entscheidende Lücke im Kunstbetrieb schloss.

Mary Beth Edelson (geb. 1933 in East Chicago; lebt in New York) ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der feministischen Kunst seit den 1970er Jahren. Edelson ist Grafikerin, Buchkünstlerin, Collagenkünstlerin, Malerin, Fotografin, Performancekünstlerin und Autorin. Ihre Werke wurden im Museum of Modern Art, im Smithsonian American Art Museum und im Museum of Contemporary Art in Chicago gezeigt. ihr Studium begann sie am Art Institute of Chicago. Zu Beginn ihrer Karriere unterrichtete sie Kunst am College. Wichtige Werke der frühen 1970er Jahre sind Some Living American Women Artists / Last Supper und Story Gathering Boxes. Sie war eine wichtige Figur der feministischen Kunstbewegung in Washington, DC, und war aktiv in der Bürgerrechtsbewegung. Sie arbeitete daran, die Rate zu erhöhen, mit der Kunstwerke von Frauen in Museumssammlungen einzogen.

Kuratorin: Merle Radtke
Assistenz: Sebastian Berlich

Die Ausstellung wird gefördert durch:

Das Programm der Kunsthalle Münster wird unterstützt vom Freundeskreis der Kunsthalle Münster.

Begleitprogramm:

15.1.2019, 18:00 Uhr,

Vortrag von Dr. Mithu M. Sanyal

, Kunstakademie Münster

5.2.2019, 19:00 Uhr,

Lynn Hershman Leeson, !W.A.R. Women Art Revolution

, Schloßtheater

3.3.2019, 15:00 Uhr,

Das feministische Kollektiv. Eine Kooperation der Kunsthalle Münster und And She Was Like: BÄM!

, Kunsthalle Münster