11.3. – 8.5.2005,

Joëlle Tuerlinckx, Willem Oorebeek. Le Visiteur Parfait

, AZKM

Joëlle Tuerlinckx und Willem Oorebeek bringen Orte zum Atmen: sie öffnen und schließen Fenster, sammeln flüchtige Impressionen, verbinden Sichtbares und Hörbares, um sich mit diesem Sammelsurium im Provisorischen heimisch zu machen. Das Bild, das sie sich von einem Ort machen, ist durchlässig wie eine Membran, es zieht Dinge des Alltags an und entlässt sie in eine Welt detaillierter Gegebenheiten, die vom Perfekten Betrachter als Linien und Spuren wahrgenommen können.

Als Joëlle Tuerlinckx die Ausstellungshalle zum ersten Mal betrat, war sie von der Perfektion des lichtdurchtränkten Raumes mit seinen Ausblicken zum Industriehafen berührt: ein perfekter Ort für eine künstlerische Interpretation, fand sie. „Dieser Ort verlangte einen perfekten Dialogpartner: Willem Ooerebeek", erklärt die Documenta11-Teilnehmerin die Kooperation mit dem Wunschpartner. Der Titel Der Perfekte Besucher beinhaltet versteckte biografische Bezüge, die auf das erste Zusammentreffen der beiden Künstler*innen verweisen: Willem Oorebeek war der erste Besucher der Ausstellung pas d’histoire pas d’histoire (Witte de Witte, Rotterdam, 1994). Fasziniert von der Arbeit der Kollegin entstand die Idee zur Zusammenarbeit.

Nach Tuerlinckx erstem Besuch in Münster haben die beiden Künstlerinnen die Ausstellungshalle mehrmals aufgesucht, um Erkundungen des Ortes auszuführen. Das in Münster entstandene akustische Installationsprojekt verlangt von den Betrachterinnen ein Gefühl für Nähe und Distanz: In fünf Fenstern der Ausstellungshalle sind Tonanlagen installiert. Stimmen und Geräusche strömen aus ihrem schwarzen Gehäuse. Mal erfüllen sie den Raum, mal nehmen sie den Umweg über die Fensterscheibe, um sich hier zu brechen und die Betrachterinnen in einem intimeren Hörraum zu ziehen. Tuerlinckx und Oorebeek hinterlassen eine schriftlich fixierte Klangkomposition über den Raum, die der Besucher erwerben kann. In gedruckten Heften sind ihre Gespräche nachzulesen, nummeriert nach Stationen und Positionen. Im Abschreiten des Raumes auf den Spuren der markierten geometrischen Bodenzeichen wird das künstlerische Verfahren für die Besucherinnen physisch nachvollziehbar. Es scheint: Hier wurde etwas fixiert, ohne es in der Bewegung anzuhalten.

Joëlle Tuerlinckx (geb. 1958 in Brüssel, Belgien) ist eine belgische Künstlerin, die sich in ihrer Arbeit unterschiedlichsten Medien bedient. Ihre Arbeiten waren unter anderem im Badischen Kunstverein (2004), im Bonnefantenmuseum Maastricht (2002) und im Stedelijk Museum voor Aktuele Kunst Ghent (1999) zu sehen. Sie sind in zahlreichen namhaften Museumssammlungen, wie der Sammlung des Bonnefantenmuseum, Maastricht, dem FNAC Paris, der Generali Foundation/Museum der Moderne, Salzburg und dem MoMA, New York vertreten.

Willem Oorebeek (geb. 1954 in Pernis, Niederlande, lebt in Brüssel, Belgien) hat 1997 gemeinsam mit Aernout Mik den niederländischen Pavillon auf der Biennale in Venedig gestaltet. Willem Oorebeek arbeitet viel mit Drucktechniken und ist für Ausschwärzungen von Bildern in Printmedien bekannt. Seine konzeptuellen Arbeiten, Künstlerbücher und Installationen wurden in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert. Sie wurden unter anderem im Badischen Kunstverein (2004), im MUHKA Antwerpen (2002) und auf der Venedig Biennale (1997) gezeigt.

Kuratorin: Dr. Gail B. Kirkpatrick

Das Programm der AZKM wird vom Freundeskreis der AZKM unterstützt.