26.7. – 5.10.2008,

Irene und Christine Hohenbüchler, Gilbert Bretterbauer. ... in circles ...

, AZKM

Weben, Flechten, Vernetzen und Verknüpfen sind Begriffe, die im Schaffen von Christine und Irene Hohenbüchler eine zentrale Rolle spielen. Das Fortspinnen verwickelter Systeme ist für sie eine Metapher, die gleichermaßen auf soziologische, ästhetische und architektonische Grundmuster anzuwenden ist. Die künstlerischen Produktionsverfahren reichen von Rauminstallation, figurativen Plastiken und Architekturmodellen über Zeichnung, Malerei und der Herstellung von Möbeln und Teppichen, Computergraphik und Texten bis zur Arbeit mit sozialen Randgruppen. Christine und Irene Hohenbüchler wollen wie sie selbst sagen: „mit ihrer Kunst die Maschen im Gewebe weiten."

Für die mehrteilige Rauminstallation ... in circles ... in der Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster haben die Zwillingsschwestern den Künstler Gilbert Bretterbauer eingeladen, textile Analogien zu entwickeln. Ihr Wiener Kollege hat in Anspielung an den Titel einen hundert Quadratmeter großen, grauen Teppich geschaffen, der zusammen mit dem farbigen Netzwerk an der Hallendecke ein in sich kreisendes Kraftzentrum schafft, das die Metapher des Kreises variiert und sich mit den Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen der beiden Künstlerinnen verbindet.

Auf diese Weise ist ein gemeinsames Raumkunstwerk entstanden, das aber keineswegs hermetisch ist. Ihr Ziel in Münster ist es, vorhandene Raumstrukturen vor dem Hintergrund utopischer Architekturmodelle zu analysieren und sie mit Gegenkonzepten zu konfrontieren, die auch psychische Divergenzen aufzunehmen in der Lage sind. Die Betrachter*innen können sich der netzwerkartigen Rauminstallation auf unterschiedliche Weise nähern. Ein möglicher Zugang gelingt über die Poesie. Denn den figurativen, tänzerischen Stahlplastiken, die auf hölzernen Rauminseln stehen und zwischen Stillstand und Dynamik verharren, sind tagebuchähnlich Stichworte eingeschrieben – so lässt sich bspw. diese poetische Sentenz entziffern:

„… es …

… das andere …

… in ein ... ander …

… in ein anderes …

… in etwas anderes …

… into something else …

… to change …

… tomorrow …

… when?"

Zusätzlicher Bestandteil der komplexen Installation ... in circles ... ist das Projekt bau-Stelle. Während der Ausstellungsdauer soll in der AZKM ein utopischer Spielraum entstehen, der sowohl Erwachsene wie Kinder zur Interaktion einlädt und sie in die Grundformen und Geheimnisse komplexer Gestaltungsprozesse einweiht.

Christine und Irene Hohenbüchler (geb. 1964 in Wien) begannen 1984 ihr Studium der Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und wechselten 1989 an die Jan-van-Eyck-Akademie in Maastricht, wo sie bei Henk Visch und Guillaume Bijl studierten. Seit 1990 arbeiten die beiden Zwillingsschwestern als Künstlerinnenduo. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen vertreten. Unter anderem wurden sie in Einzelausstellungen im Kunstmuseum Thurgau (2003) präsentiert. Hierzu gesellen sich viele Ausstellungsbeteiligungen in Gruppenausstellungen im In-und Ausland unter anderem im Neuen Museum Nürnberg (2005), in der Graphischen Sammlung des Museum Ludwig Köln (2004), der 49. Biennale in Venedig (1999) und der documenta (1997).

Irene Hohenbüchler ist Professorin für Kooperative Strategien an der Kunstakademie Münster.

Christine Hohenbüchler ist seit 2002 Professorin für Zeichnen und Visuelle Sprachen am Institut Kunst und Gestaltung an der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der TU Wien.

Gilbert Bretterbauer (geb. 1957 in Wien, lebt in Wien) studierte von 1979–1986 an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo er dann von 1987–1988 eine Lehrtätigkeit übernahm. Er gründete “studio bretterbauer/baldwin” in Wien und Los Angeles USA im Jahr 1998.

Die Ausstellung ist Bestandteil des landesweiten, spartenübergreifenden NRW-Städte-Programms szene: Österreich in NRW, an dem sich die AZKM 2008 beteiligt. Das Projekt mit den österreichischen Künstler*innen ist auf den Ausstellungsort AZKM bezogen und wird während der Sommermonate 2008 nur in Münster gezeigt.

Die Ausstellung wird von der Sparda Bank Münster unterstützt.

Das Programm der AZKM wird vom Freundeskreis der AZKM unterstützt.