8.10. – 23.11.2025,

Förderpreisausstellung der Freunde der Kunstakademie Münster

, Kunsthalle Münster

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Förderpreisausstellung der Freunde der Kunstakademie Münster

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Zum 41. Mal findet die Förderpreisausstellung der Freunde der Kunstakademie Münster statt, die insgesamt 13 künstlerische Positionen zeigt: Mannan Atasoy, Lennart Haffner, Jenni Hoppel, Zahraa Khanafer, Lea Klein, Laris Maas, Suyeon Prana Kim, Joel Radermacher, Malte Reuter, Hyesung Ryu, Martin Schlathölter, Martin Steinfeld, Max van Dorsten.

Die Förderpreisausstellung ist ein besonderes Ausstellungsformat, das keinen thematischen Vorgaben folgt. Vielmehr kann sie als eine Plattform gesehen werden, die es den Studierenden der Kunstakademie Münster ermöglicht, ihre Arbeiten in den Räumlichkeiten der Kunsthalle Münster einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Entsprechend der 13 Klassen werden in der Ausstellung unterschiedliche Schwerpunkte und verschiedene Medien, wie Malereien, Skulpturen, Zeichnungen, Installationen und Videos, zu sehen sein.

Aus den künstlerischen Positionen zeichnet die Jury – bestehend aus Jana Bernhardt (Skulptur Projekte Archiv / LWL-Museum für Kunst und Kultur), Noemi Weber (Künstlerin, Düsseldorf) und Alexander Wilmschen (Kurator, Kestner Gesellschaft) – insgesamt drei Preisträger:innen aus:

„Eine der Installationen, die uns besonders überzeugt hat, besteht aus Seife, Gips und Klebschrift. Sie erinnert an ein noch nicht verlegtes Kopfsteinpflaster oder an einen Weg aus Seifen- und Steinblöcken, in den poetische Texte und kulturelle Verweise eingelassen sind. Auf dem Boden lesen wir Sätze wie „TO SEE WHERE THERE IS NO LIGHT“ oder „TO WALK WHERE THERE IS NO PATH“. Zwischen den weißbraunen Blöcken, die wie zum Trocknen ausgelegte Seifenstücke wirken, entstehen Zwischenräume, in denen kulturelle Fragmente von Sprache und Zeichen auftauchen. Besonders überzeugt hat uns die Bodeninstallation bodies out of place (2025) von Mannan Atasoy. Er arbeitet hier mit Blöcken aus Aleppo-Seife – einer Naturseife aus Oliven- und Lorbeeröl, die in Syrien und den angrenzenden Regionen als Symbol für Reinheit, Handwerk und kulturelle Kontinuität gilt. Dieses seit Jahrhunderten hergestellte Material trägt ein Erbe, das von Migration, Erinnerung und Übersetzung erzählt. Wir fanden spannend, wie sich zwischen den Seifenblöcken Leerstellen öffnen, in denen poetische Texte erscheinen. Sie erinnern an Wegmarken, die von Bewegung, Verlust und Neubeginn sprechen. Die Fragmente deuten Routen an, die sich verlaufen oder neu formieren, und werden zu einem Bild für Übergänge zwischen Sprachen, Kulturen und persönlichen Geschichten. Die Ambivalenz des Materials ist zentral: Einige Blöcke bestehen aus Seife, andere aus Gips oder aus einer Mischung beider Stoffe. Diese Unsicherheit wird durch das wackelnde Schriftbild zum Sinnbild fragiler Identitäten und für das Ringen um Sprache und Ausdruck in Momenten, in denen kaum Raum zum Sprechen bleibt. Atasoy überzeugt mit seiner Arbeit durch den präzisen Einsatz kultureller Symbole, die Verbindung von poetischer Sprache und ambivalentem Material sowie durch seine sensible Auseinandersetzung mit Fragen nach kultureller Identität und dekolonialen Prozessen. Be-sonders die Sprache in seiner Installation erzeugt eine poetische Spannung zwischen Sichtbarkeit und Verstummen. Die Aleppo-Seife ist ein zentrales Objekt der Erinnerung und kultureller Zuschreibung und wird zum Träger einer geteilten Geschichte zwischen Syrien und Deutschland, zwischen Herkunft, Krisen und Neubeginn.“

„Die nächste Arbeit, die wir auszeichnen möchten, lässt verschiede Zugangspunkte zu, welche mit womöglich sehr unterschiedlichen Assoziationen und emotionalen Räumen einhergehen. Sie stellt die Frage inwieweit Objekte Implikationen jenseits ihrer Situiertheit in sich tragen können und ob es einen Raum gibt, in dem sie nicht immer Artefakte, ihrer soziokulturellen Umgebung sind. Die ornamental anmutenden Muster und konkreten Labels der am Boden platzierten Textilien insinuieren vermeintlich spezifische Bezüge, simultan entziehen sie sich durch ihre rohlingsartige Formensprache und werden zu symbolisch wirkenden Platzhaltern. Das Kopftuch als politisiertes Textil wird in der Arbeit von Zahraa Khanafer vom osten, aber eigentlich von hier, und vom aushalten, aber eigentlich nicht mehr können zu einem Container, um über Machtverhältnisse und Resilienz zu sprechen. Besonders aufgefallen ist Khanafers Arbeit auch durch ihre präzise Installation: der üblicherweise Transitraum vor der Kunsthalle wird eine Membran, eine eigene Örtlichkeit, welche sowohl über Schwellen und Zuschreibungen als auch über die Möglichkeit zur Raumnahme und Neuausrichtung aus einer marginalisierten Position heraus spricht, um Neuverhandlung gesellschaftlicher Konventionen zu gestalten.“

„Die dritte Arbeit, die wir auszeichnen möchten, schließt an aktuelle Diskurse an und eröffnet Anknüpfungspunkte für persönliche Erfahrungen. Wir verstehen die Arbeit als Einladung in eine tiefgehende, künstlerische Recherche einzutauchen, Platz zu nehmen und neue Perspektiven zu erschließen. Eine große Qualität der Arbeit sehen wir im poetischen Umgang mit den unterschiedlichen Materialitäten, die in einer feinstofflich-skulpturalen Installation zusammenkommen. Aus lyrischer Sprache, Elementen unterschiedlicher Haptiken und Texturen – von zarter Seide bis kühlem Stahl – und rituellen Objekten entsteht ein vielschichtiger Resonanzraum. Die Arbeit erlaubt ein Sich-in-Bezug-Setzen: zu uns selbst, aber auch übergeordnete Themen wie Abschied, Erinnerung, zwischenmenschliche und nicht-menschliche Beziehungen, Umwelt und Kosmos. Überzeugt hat uns letztlich die Kohärenz zwischen Inhalt und Form, weswegen wir uns freuen, Suyeon Prana Kim mit dem Förderpreis auszeichnen zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch!“

Eine Kooperation der Kunsthalle Münster mit der Kunstakademie Münster und den Freunden der Kunstakademie Münster

Eröffnung: 7.10.2025, 19:00 Uhr

Die Ausstellung wird unterstützt von:

Das Programm der Kunsthalle Münster wird unterstützt vom Freundeskreis der Kunsthalle Münster.